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Donnerstag, 14. Juli 2016

Ablenkungsmanöver

Ein Blogeintrag fast ohne Bilder, dafür mit einer extra Portion Text.

Wie so oft in letzter Zeit fällt es mir schwer mich an die Nähmaschine zu setzen. Trotz des erfolgreichen SewAlongs bin ich nicht in anhaltende Nähstimmung gekommen.
Am Wetter liegt es auch nicht, das ist geradezu Ideal um die Fensterläden zu schließen und sich im Nähzimmer zu verstecken. Aber es kostet mich im Augenblick ungewöhnlich viel Überwindung die erste Naht in Angriff zu nehmen. Und auch wenn diese Hürde genommen ist, schaffe ich es nicht produktiv zu sein. Kleine Projekte dauern ewig und jeder Einsatz des Nahtauftrenners drückt die Stimmung.

Daher suche ich immer nach anderen Aufgaben, um wenigstens etwas produktiv zu sein. So hat mein Garten in den letzten Tagen viel Aufmerksamkeit geschenkt bekommen und die Strickstöcke sind noch mal zum Einsatz gekommen.
Als ich aber gestern wieder an der Nähmaschine vorbei lief bekam ich ein so schlechtes Gewisse, dass ich mir den Kopf zerbrach welche näh-verwandte Aufgabe ich vielleicht noch erledigen könnte, um mich einerseits vor dem tatsächlichen Nähen zu drücken und andererseits aber mein schlechtes Gewissen zu beruhigen.

Nach ein bisschen Überlegen hab ich die Stoffkiste heraus gekramt und mich mit meinen Problemstoffen beschäftigt. Problemstoffe sind ganz unterschiedliche Stoffe,vor deren Weiterverarbeitung ich aus dem einen oder anderen Grund zurückschrecke oder die in ihrem aktuellen Zustand nicht verarbeitet werden sollen.
Entschieden habe ich mich dann dazu, einen unschönen Mischgewebestoff einzufärben. Das aufgedruckte Muster hatte mir im Laden zwar zunächst gut gefallen, aber die Hintergrundfarbe des Stoffes, ein angegraut wirkendes Weiß, mit beigefarbenen Sprenkeln, war mir beim Kauf unter künstlicher Beleuchtung gar nicht aufgefallen. Zuhause wurde der Stoff aus diesem Grund erst einmal zu den Problemstoffen gelegt und dann lange Zeit vergessen.

Nachdem ich beschlossen hatte den Stoff in einem dunklen Marineblau zu färben, weil die Kunstfasern im Stoff ja weniger oder gar keine Farbe aufnehmen und ich mir einen mittleren Blauton zum dunkelblauen Musterdruck gut vorstellen konnte, sollte es zügig weitergehen.
Beim Stoff auswiegen stellte ich dann fest, ich könnte problemlos noch einen kleineren Stoffrest mit dazu geben und so eine neue Batik-Technik ausprobieren.
Also ging es zunächst einmal darum den passenden Stoffrest zu finden, weshalb ich wieder das Stofflager aufsuchte und eine gute halbe Stunde damit vertrödelte nach einem geeigneten Stoffrest zu suchen, nur um am Ende doch die weiße Ditte von Ikea zu nehmen.

Dann musste ich noch entscheiden ob Shibori-Methode und klassisches Batiken und die Materialien dafür zusammentragen. Die Ditte musste noch mal gebügelt und dann gefaltet werden. Erst bügelte ich einen Ziehharmonika-Streifen, den ich von einer der schmalen Seiten aus treppenartig zu einer Dreiecksform aufwickelte. Zusammengepresst hab ich den Stoff dann mit zwei Hölzern, die parallel zur langen Dreiecksseite mit zwei Kabelbildern verbunden wurden. So entsteht nachher, wenn alles gut geht, ein Rautenmuster im Stoff.

Weil ich dem Färben in der Waschmaschine nicht traue, hab ich wie sonst auch mit Farbbad im Eimer gearbeitet. Handschuhe nicht vergessen und lieber alte Kleidung anziehen, weil irgendwie doch immer etwas tropft oder spritzt.
Warmes Wasser zum Färben und jede Menge kaltes Wasser zum ausspülen sind unabdingbar. Verwendet habe ich übrigens Simplicol Farbpulver, aber zum Fixieren reicht in meinen Augen ganz normales Tafelsalz, das nur einen Bruchteil von dem Preis der für Fixiersalze verlangt wird kostet.
Eingeweicht hab ich beide Stoffe für etwa 45 Minuten in klarem Wasser, damit später die Farbe gleichmäßig in den schon nassen Stoff zieht und das Farbergebnis möglichst homogen ist. Im Farbbad selbst hab ich das Ditte-Stoffpäckchen mehrfach und den losen Mischgewebestoff häufig gewendet und aufgezogen.
Weil ich nicht sicher war, ob und wie gut die Kunstfaser die Farbe aufnimmt, habe ich den Stoff für circa 45 Minuten im Farbbad gelassen (manchmal blutet die Farbe beim Auswaschen nahezu komplett wieder aus dem Gewebe) und ihn anschließen unter fließendem kalten Wasser ausgespült. Als das Wasser wieder klar aus dem Stoff lief, hab ich ihn in das Fixierbad gegeben, das aus ein paar Litern Wasser und einem guten Pfund Tafelsalz bestand. Die Stoffe dann wieder ordentlich einweichen und auswringen.
Schließlich noch den Stoffe zum Trocknen aufhängen, möglichst in einer Lage, also nicht übereinander gefaltet. Zwar kann man zu diesem Zeitpunkt schon gut erkennen ob das Färben ein Erfolg gewesen ist, aber das tatsächliche Farbergebnis sieht man erst, wenn der Stoff vollständig getrocknet ist.

Um der Ungeduld entgegen zu wirken, tat ich etwas Sinnvolles und machte mich daran das Arbeitsgerät, hauptsächlich die Eimer und meine Handschuhe zu säubern. Ich benutze dazu noch mehr Wasser, einen Lappen, den man später entsorgen kann und Essig.

Hier die Resultate meiner mehr oder weniger spontanen Färbe-Aktion:


Zufrieden bin ich auf jeden Fall mit dem Testergebnis der Shibori-Faltmethode. Auch wenn ich für die Ditte noch keinen Verwendungszweck in Sinn habe.


Und auch der Mischgewebestoff sieht super aus, ein schön gleichmäßiger Farbverlauf und das gedruckte dunkelblaue Muster kommt immer noch toll zur Geltung. Zwar im Ganzen ein bisschen dunkler als ich mir vorgestellt hatte, aber die komischen beigefarbenen Tupfen kann man nur noch erahnen. Also auch hier ein Erfolg.
Aus dem Problemstoff wurde ein Kandidat fürs nächste Nähprojekt.


Wenn ich die Stoffe zukünftig wäscht, dann für ein paar Wäschen separat als Handwäsche und danach bei maximal 40°C in der Maschine mit der normalen Buntwäsche. Angeblich ist es besser wenn man selbst gefärbte Stoffe ohne Weichspüler wäscht, dazu kann ich aber nichts sagen, da ich selten Weichspüler verwende und meine gefärbten Stoffe in der Regel im Handwäschestapel landen. Beim ersten Bügeln muss man auch ein Auge auf den Stoff haben, weil in seltenen Fällen durch den heißen Bügeldampf noch mal Farbe aus dem Gewebe herausgedrückt wird. Wer so etwas nicht als Gelegenheit sehen will, einen neuen Bügelbrettbezug zu kaufen, der kann natürlich Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Ein Bogen altes (nicht druckfrisch) Zeitungspapier zwischen Stoff und Bügelbrett ist völlig ausreichend.

Da kommt mir gleich eine Idee, vielleicht mache ich ,nach ein paar Waschgängen, aus dem Shibori-Tuch einfach einen neuen Bügelbrettbezug. Mal sehen, falls ja melde ich mich mit einem Update und Bildern wieder.

Für jetzt hab ich erst einmal genug getextet. Bis bald
Gruß
Sophie

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