Aber erst mal von Vorne. Das Video von
dem ich spreche kann man sich hier ansehen. Darin näht die
Youtuberin Annika Viktoria ein Kleid von Moschino nach. Ein
simples schwarzes Kleid mit Kellerfaltenrock im Stiel einer
Klaviertastatur.
Bildquelle:
Das Kleid und seine tausend
abgekupferten Varianten sind genau die Art von verspielt und
kindlich, für die ich schon mindestens 15 Jahre zu alt bin. Ein
Kleidungsstück das im Katalog gut aussieht, witzig und kreativ
daherkommt und durch die schwarz/weiß Optik mit allem kombinierbar
ist, richtig? Falsch. Die Realität sieht so aus: es gibt keine
Anlässe bei denen solch ein Kleidungsstück passend wäre, der
Schnitt taugt nicht für meine Figur und in meinem Kleiderschrank
befindet sich nicht ein Teil, das sich damit tragen ließe.
Hat mich das davon abgehalten drauf los
zu nähen? Nein.
Allerdings hab ich das Projekt meinen
Bedürfnissen entsprechend abgewandelt. Beispielsweise habe ich
anstelle eines Kleides einen Rock geschneidert, kein Jersey
verarbeitet sondern Reste aus der Stoffkiste zusammengesucht, ich
habe die Kellerfalten länger gemacht und die schwarzen Tasten anders
aufgesetzt. Dazu gleich mehr, jetzt aber erst einmal was dabei
herausgekommen ist:
Im Prinzip hab ich nichts so gemacht,
wie es in der Videoanleitung vorgeschlagen wird, deshalb beschreibe
ich im Folgenden meine eigene Herangehensweise. Wer sich mit
Faltenröcken auskennt kann den gesamten nächsten Abschnitt einfach
überspringen.
Zunächst einmal hab ich mich auf die Suche nach einem Bleistiftrock-Schnittmuster gemacht und nach zwanzig
Minuten frustriert beschlossen mein eigenes Schnittmuster zu
konstruieren. Der erste Schritt, um aus einem simplen und schellen
Nähprojekt eine Aufgabe fürs ganze Wochenende zu machen.
Um auch sicher zu sein, dass all meine Maße stimmen und der Rock am Ende nicht zu kurz wird, habe ich das Schnittmuster erst einmal zusammengeheftet und den Sitz der Abnäher korrigiert. Dann ging es an das Berechnen der Kellerfalten. Eigentlich keine Meisteraufgabe, wenn man weiß wo man anfangen muss. Zunächst hab ich mein Hüftmaß auf einen einfach zu teilende Länge aufgerundet, dieses Maß muss im Anschluss durch ein vielfaches von 7 geteilt werden. Die Zahl 7 entspricht der Anzahl der Tasten einer Sequenz auf der Klaviertastatur (nur die weißen Tasten, die schwarzen Halbtöne werden nachträglich aufgesetzt). Die Breite der einzelnen Falten ist also abhängig vom Hüftumfang, jedenfalls wenn man eine „nahtlose“ Tastenfolge erstellen will.
Um auch sicher zu sein, dass all meine Maße stimmen und der Rock am Ende nicht zu kurz wird, habe ich das Schnittmuster erst einmal zusammengeheftet und den Sitz der Abnäher korrigiert. Dann ging es an das Berechnen der Kellerfalten. Eigentlich keine Meisteraufgabe, wenn man weiß wo man anfangen muss. Zunächst hab ich mein Hüftmaß auf einen einfach zu teilende Länge aufgerundet, dieses Maß muss im Anschluss durch ein vielfaches von 7 geteilt werden. Die Zahl 7 entspricht der Anzahl der Tasten einer Sequenz auf der Klaviertastatur (nur die weißen Tasten, die schwarzen Halbtöne werden nachträglich aufgesetzt). Die Breite der einzelnen Falten ist also abhängig vom Hüftumfang, jedenfalls wenn man eine „nahtlose“ Tastenfolge erstellen will.
Damit der Eindruck einer realistischen
Tastatur entsteht, kann man aus der ermittelten Faltenbreite eine in
Relation stehende Tastenlänge, sowie die Dimensionen der
schwarzen Halbtontasten errechnen. Oder man macht es sich einfacher
und benutzt die Pi mal Daumen Methode. Das hat für mich ganz gut
geklappt, nachdem ich meinen inneren Monk unter Kontrolle
gebracht hatte. Die aufgerundete Hüftbreite x3 plus Nahtzugabe
ergibt dann die Länge des weißen Klavierbands, das man dann in
Falten legen, bügeln und steifen muss.
Die schwarzen Tasten hab ich mithilfe
eines Pappstreifens zurecht gebügelt, dazu hab ich erst die unterer
Kante, dann die Seitenkanten um den Pappstreifen gebügelt und mit
Sprühstärke im Stoff fixiert. Anschließend hab ich die Streifen
entsprechend der Tastensequenz auf den weißen Faltenstreifen
aufgesteckt, mit der rechten Kante auf den äußeren Bruch der
Falte, dann durch eine Stofflage festgenäht und die Falten am
oberen Rand der Stoffbahn zusammengeheftet.
Zu dem Zeitpunkt hatte ich erst einmal
genug von Nähmaschine und Bügelbrett. Außerdem hatte sich der
Zimmerboden dank der großzügig zum Einsatz gekommenen Sprühstärke
zu einer spiegelglatten Todesfalle entwickelt. Also hab ich erst mal
den Putzeimer bemüht und mir ein paar Stunden Schlaf gegönnt bevor
es weiterging.
Am zweiten Tag hab ich dann nur noch
die Faltenbahn an das Rockteil genäht, ein Futter eingenäht
(Welches aus unbekannten Gründen beim Einnähen geschrumpft ist,
weshalb man die Steppnaht der Faltenbahn von innen sehen kann – was
wiederum meinen inneren Monk zum schreien bringt.), den
Reißverschluss eingesetzt und den Rock gesäumt.
Was man auf den Bildern in blauer Farbe
erahnen kann sind, die Kreidemarkierungen die ich mir zur
Orientierung eingezeichnet habe, durch die Sprühstärke hat sich die
Farbe bis zum ersten Waschen gehalten.
Alles in Allem bin ich recht zufrieden
mit meinem Klavier-Rock auch wenn der Detail-Fanatiker in mir immer noch was
zu mäkeln hat. Das mit dem zu kurzem Futter macht mich ein bisschen wahnsinnig,
auch wenn es keiner außer mir zu Gesicht bekommt.
Ich hab zwar keine Ahnung wann ich
diesen Rock mal ausführe, aber für ein verstauben im Schrank ist er zu gut geworden.
Die offizielle Entschuldigung / Ausrede
weshalb ich mich doch zu so einem exzentrische Kleidungsstück hab
hinreisen lassen ist im Übrigen eine Kombination aus den Argumenten
a) ich hatte den Stoff noch und zu nichts anderem hätte ich ihn so
effektiv verarbeiten können und b) so konnte ich das Falten nähen
noch einmal ausgiebig üben, bevor ich den teuren Wollstoff zu einem
Kellerfaltenrock schneidere.
Durch diese Art von Argumenten erklären
sich übrigens etwa 35 % all meiner selbstgenähten Kleidungsstücke. Und jetzt
darf bitte Keiner der selber näht behaupten bei ihm/ihr sei das
anders.
Hier noch ein Bild vom Rock in Aktion,
kleiner Drehwurm gefällig:
Und jetzt entlasse ich euch wieder zum
Creadienstag.
Danke fürs Vorbeischauen, bis bald
Sophie