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Donnerstag, 27. Oktober 2016

Ein bisschen Indian Summer

In den vergangenen zwei Wochen hat sich auf meinem kleinen Flecken Erde der Herbst breit gemacht. Mit nassem grauem Morgennebel, kalten Temperaturen und jeder Menge Laub.

Wenn ich jetzt auf die Baumwipfel aus meinem Fenster betrachte, dann kann ich ganz deutlich die gelben oder rotbraunen Tupfen im nahe gelegenen Tannenwald sehen. Ein Anblick den ich in jedem Jahr immer wieder schön finde, wenn er nicht schon wieder durch Nieselregen getrübt wird.

Ein ganz besonderes Herbstleuchten wartet aber auf mich, wenn ich den Blick nicht in die ferne schweifen lasse, sondern in den eigenen Garten schaue. Dort seht eine kleine kanadische Zierahorn die bis auf diese wenigen Tage im Herbst recht unscheinbar daher kommt, jetzt aber wirkt als stünde sie in Flammen.


Leider lässt sich dieses Feuer gar nicht mit der Kamera einfangen, schon gar nicht bei trüben Wetter. Vor einem Hintergrund voller grüner Nadelgewächse wirken die gelb-orangen Blätter umso intensiver.



Aber schon in wenigen Tagen ist es mit dieser Pracht vorbei und dann heißt es Blätter einsammeln und sich auf die Suche machen nach einem neuen optischen Highlight der Natur, und immer so weiter bis wir den Herbst und Winter hinter uns lasse können.
Nun erfreue ich mich aber erst einmal weiter an meinem ein-Pflanzen-Indian-Summer-Erlebnis.

Gruß
Sophie

Dienstag, 4. Oktober 2016

Kopfsache - selbstgenähte Hüte und Mützen Teil 08

Und wieder etwas Neues für den Kopf, in dieser Woche das wahrscheinlich dramatischste aller Modelle, weniger aufregend als klassischer Sonnenhut bezeichnet.



Das Teil aufs Bild zu bekommen ist bei dem Schirmumfang eine kleine Herausforderung.
Ehrlich gesagt bin ich von der Größe des Huts ein bisschen schockiert, obwohl ich ja schon beim Erstellen des Schnittmusters hätte erahnen können wie verdammt groß dieser Hut ist.
Aber schön der Reihe nach.

Angefangen hat eigentlich alles mit dem Stoff, der einmal ein Hemd war. Soweit nichts ungewöhnliches, schließlich sind schon einige meiner Hutmodelle aus alten Hemden entstanden, aber dieses Hemd war brandneu.


Gefunden habe ich das Hemd als ich einen günstigen Taschenkalender für das kommende Jahr kaufen wollte. Bei schlendern durch den Kleidungs-Discounter (*mehr zu diesem oft diskutierten Thema im kommenden Absatz) hab ich zufällig den Blick auf die reduzierten Männerhemden geworfen und diese Schönheit entdeckt, zu einem lächerlich günstigen Preis.


Kleiner Exkurs zum Thema Billig-Klamotten:
Ich weiß das es sich dabei um ein intensiv und hitzig diskutiertes Thema handelt und möchte deshalb gerne etwas anmerken, bevor ich die ersten Belehrungen und Beschwerden über unverantwortliches Kaufverhalten erhalte. Ich bin mir durchaus darüber im Klaren, dass es weder ökologisch, moralisch noch langfristig ökonomisch vertretbar ist, eine Discount-Bekleidungsindustrie zu unterstützen, bei der Umwelt und Mensch, Erzeuger wie Kunde, auf verantwortungslose Art und Weise zu schaden kommen (können). Deshalb orientiere ich mein Konsumverhalten, nicht nur im Bezug auf Bekleidung, schrittweise zu nachhaltigem und Ressourcen schonend Verbrauch und zu verantwortungsbewussten Erzeugern und deren Produkten.
Gleichzeitig verbiete ich mir und möchte ich mir ebenso von Anderen verbitten, den moralischen Finger zu heben und herablassend zu urteilen, über die große Anzahl von Menschen, die bei Discount-Geschäften einkaufen. Die unbedarft und unaufgeklärt günstige Waren konsumieren, die billig kaufen, weil teuer nicht drin ist und selbst diejenigen, die „Geiz einfach geil“ finden. Aufklären ist gut, solange man den richtigen Ton wählt, aber vorschnelle Urteile bewirken oft nur eine Trotzreaktion die keinem Hilft.
Eins noch, dann geht es zurück zum eigentlichen Thema: Wer meinen Blog regelmäßig ließt weiß, dass ich ein Fan vom Wiederverwerten von Stoffen und anderen Materialien bin. Wer sich dazu entschließt mit „Recyclingmaterialien“ zu arbeiten, der schont nicht nur Umwelt und Geldbeutel sondern zwingt sich durch selbst auferlegte Begrenzung zu neuer Kreativität.



Das Hemd besteht zu 100 % aus Baumwolle, Grundfarbe ist grau-blau und die Vorderseite des Stoffes ist mit einem kleinen dunkelblauen Muster bedruckt. Da das Hemd in der Herrengröße 51/52 also 5XL daherkam, wusste ich sofort, ich würde versuchen den Sonnenhut daraus zu nähen.

Tatsächlich habe ich noch etwas von dem Hemd übrig behalten, allerdings nicht genug um noch ein anderes Projekt daraus zu nähen, plus ein Set Hemdknöpfe das umgehend in meine Knopf-Sammlung gewandert ist.

Jetzt aber endlich zum Hut selbst. Das bereits erwähnte Schnittmuster hab ich einmal im Außen- und für den Futterstoff zugeschnitten, sowie eine Bügelvlies zum Versteifen.




Das Zusammensetzten der Krone ging zügig und ohne große Schwierigkeiten, da ich eine fast identische Krone schon für den Holzfäller-Hut genäht habe. Der Schirm war ebenso schnell zusammengenäht, dafür hat aber das Absteppen eine gefühlte Ewigkeit gedauert und fast eine ganze Garnrolle verschlungen.



 
Die äußere Krone und den Schirm habe ich zuerst zusammengesteckt und dann mit Handstichen geheftet, erst danach hab ich die Naht mit der Maschine gearbeitet. Danach wurde die Nahtzugabe in die Krone gebügelt, eingeknipt und von außen knapp oberhalb der Ansatznaht angenäht. Als letzten Schritt habe ich das Futter von Hand eingenäht, immer noch nicht sonderlich schön, aber schon besser als bei meinen anderen Hüten.




Weil der Übergang zwischen Schirm und Krone irgendwie komisch aussah, vielleicht wegen der Steppnaht zum Fixieren des Futters, wollte ich noch ein Hutband anbringen. Zunächst dachte ich an die vom ehemaligen Hemd getrennte Knopfleiste bzw. Knopflochseite, aber diese Lösung hätte nicht genügend Kontrast gehabt, um die Hutelemente optisch zu trennen.
Also hab ich erst einmal eine kurze Pause eingelegt und drei Tage später dann einfach ein Stück Kordel aus der Reste-Kiste genommen, es doppelt um den Kronenfuß gewickelt, mit Sicherheitsnadeln zusammengesteckt, dann wieder vom Hut genommen und mit Handstichen zusammengenäht.So erhält der Hut etwas Maritimes.




Wie ich ja eingangs schon deutlich gesagt habe, ist der Hut riesig. Die Krempe muss ganz schön hoch aufgeschlagen werden, will man etwas sehen. Mir ist das mal wieder ein bisschen zu viel Drama, dieser Hut braucht eine passende Gelegenheit um präsentiert zu werden. Klar erfüllt er auch das Schatten-Spende-Kriterium, er sitzt gut am Kopf und kann sich was die Verarbeitung angeht sehen lassen. Das Bügelvlies macht die Krone im Augenblick zwar noch ein bisschen zu steif, aber das sollte sich durch ein paar mal Anziehen bessern.
Dieses Modell war mein heimlicher Favorit und ich bin auch sehr glücklich mit meiner Ausführung, aber unter praktischen Gesichtspunkten muss ich leider sagen, das der Schirm einfach zu groß ist. Er könnte locker rundum 4 bis 5cm kürzer ausfallen und wäre immer noch großzügig bemessen. Fast man die beiden vorangegangenen Aussagen zusammen, kann das nur bedeuten, dass ich den Hut irgendwann noch einmal mit geringerem Schirmumfang nähen werde, dann vielleicht in schönen bunten Farben so wie auf der Abbildung aus dem Buch Chapeau – 25 Nähprojekte für Hüte, Mützen, Kopfschmuck und mehr (Edition, Michael Fischer).



So nun aber genug von mir und meinen Kopfsachen, mal schauen was es heute so beim Creadienstag zu bestaunen gibt.

Bis bald
Gruß
Sophie