(Wem es nur um die Mützen geht, der
sollte die gesamte Einleitung überspringen.)
Alles fing an mit einer
Amazon-Bestellung. Aber eigentlich muss ich noch ein bisschen weiter
ausholen, denn die Geschichte beginnt doch eher damit, dass ich kein
schnelles Internet besitze. Ich wohne am sprichwörtlichen A... der
Welt, hier ist es schön, bitte versteht mich nicht falsch. Ich lebe
gerne hier, wo es schöne Wälder, frische Luft, viel Platz und nette
Nachbarn gibt. Aber das ganze hat auch seinen Preis, wir haben keine
guten ÖPNV-Verbindungen, kein aufregendes Nachtleben und eben kein
schnelles Internet. Was hat das mit Kopfbedeckungen, DIY und Amazon
zu tun? Ohne schnelles Internet und bei nur sporadischer Nutzung von
Amazon macht Prime einfach keinen Sinn, was bedeutet ich hab bei
kleinen Bestellungen immer die Versandgebühr und einen langsameren
Versand mit zu berechnen. So kommt es schon mal vor, dass ich nachdem
ich alle Wunschartikel nach wenigen Minuten in den Warenkorb gepackt
habe, noch eine halbe Stunde nach einem Artikel suche, durch den ich
mir die Versandgebühr spare. So ein Artikel ist nicht immer leicht
zu finden, den er muss ja von Amazon sein, ich muss ihn wirklich
gebrauchen können und im Idealfall nicht mehr kosten als die
Versandgebühr für die ich zu geizig bin. Klingt irre? Ist auch ein
bisschen irre, aber bei solchen Dingen bin ich eigen. Und durch ein
solches Versandgebühren-Dilema bin ich in den Besitz des Buchs
Chapeau – 25 Nähprojekte für Hüte,
Mützen, Kopfschmuck und mehr (Edition, Michael Fischer)
gekommen. Und heute will ich euch meine
ersten Versuche als Hutmacher zeigen.
Meine feste Absicht ist etwa die Hälfte
der Kopfbedeckungen aus dem Buch nach zu nähen. Damit dieser Vorsatz
nicht all zu fordernd ist, habe ich mir dafür aber kein Zeitlimit
gesetzt. Um die Motivation zu Beginn möglichst lange zu erhalten,
habe ich mir zunächst eine Mütze für Kinder ausgesucht, die nur
aus drei Schnittteilen besteht, die Schiebermütze.
Obwohl das Buch eine farbenfrohe und
verspiele Variante zeigt, habe ich mich schnell dazu entschieden
einen kleinen Rest Kordstoff in Asche-Grau zu verarbeiten. Das
passende Futter war auch schnell gefunden, ein Rest aus recyceltem
Hemdstoff, ein karierter Flanell-Stoff.
Die Mütze sollte möglichst weich und
angenehm tragbar werden, deshalb habe ich nur ganz leichte Einlage
auf dem Futterstoff zum Aussteifen aufgebügelt und auch der Schirm
hat keine feste Einlage sondern ist nur mit Vlieseline verstärkt.
Bevor ich den Stoff zuschneiden konnte
musste zuerst das Schnittmuster kopiert und vergrößert werden. Da
ich nicht für jedes neue Mützen-/Hutprojekt Schere und Kleber
rausholen mag, hab ich einen ganzen Abend lang die vergrößerten
Kopien aller Schnittmuster zusammengestückelt, auf Karton zu kleben
und anschließend aus zu schneiden. Leider hat sich dabei noch eine
weitere Schwachstelle des Schnittmusterbogens neben der umständlichen
Skalierung aufgetan, die Bezeichnungen einiger Schnittmuster sind zum
Verwechseln ähnlich und teilweise nicht übereinstimmend mit den im
Buch verwendeten Projektbezeichnungen, was zu einigem Kopfzerbrechen
und Raten geführt hat.
Erst am Tag darauf ging es an den
Zuschnitt für die Schiebermütze.
Die Projektanleitung im Buch beinhaltet
Mengenangaben und Empfehlungen zu Stoff und Einlagen, sind teilweise
mit Skizzen zu einzelnen Arbeitsschritten bebildert und stellen in
einem kurzen Abschnitt den Urheber/ Autor des Schnittmusters vor. Da
jedes Schnittmuster von einem anderen Urheber stammt, variiert die
Qualität der Anleitung von Projekt zu Projekt. Mache Erläuterung
ist nicht detailliert genug, es fehlt ein Glossar oder ein
konsequente Begriffsverwendung, außerdem gibt es Schnittmuster mit
und ohne Nahtzugaben, diese und andere Kleinigkeiten sind in meinen
Augen bedauerlich. Es wird einem Anfänger unnötig schwer gemacht,
das Gelernte eines Projekts auf ein zweites zu übertragen. Aber nun
ist auch genug gemeckert, zurück zur Schiebermütze.
Abnäher steppen, dann die Schnitteile
zusammenstecken, festnähen und von links auf rechts wenden, fast ist
die Mütze schon fertig.
Die Wendeöffnung habe ich mit ein paar
verdeckten Handstichen geschlossen und schon war sie fertig die
kleine Schiebermütze.
Wer schon mal mit Cordstoff gearbeitet
hat, kann sich vielleicht auch noch erinnern, was für eine
Schweinerei das bedeuten kann: Stoffflusen/ Stofffädchen überall.
Nachdem ich mich, den Arbeitsplatz und die Nähmaschine sauber hatte,
entdeckte ich noch ein paar Fädchen auf der neuen Mütze, also fix
die Fusselrolle her und dann ist es passiert. Die Naht riss aus.
Ich war am Boden zerstört. Es sind
sogar ein paar Tränen der Verzweiflung gefallen, was möglicherweise
am zuvor konsumierten Sieger-Rotwein lag. Rotwein macht mich immer
ein bisschen dramatisch. Ein zweites Glas hat mich dann vollständig
betrunken gemacht und mich in einen seligen Tiefschlaf versetzt.
Nach einem langen Tag des Bedauerns war
klar, dieser Versuch zählt nicht und es muss eine neue erste
Schiebermütze genäht werden.
Dieses Mal hab ich mit für andere
Materialien entschieden, recycelten Jeansstoff und einen bedruckten
Baumwollstoff als Futter. Den Schirm habe ich aus einer Laune heraus
mit Jeans-Garn abgesteppt, man kann es aber nur bei ganz genauer
Betrachtung erkennen.
Diese Mütze ließ sich noch schneller
als ihr Vorgänger zusammensetzen, obwohl ich hier jede Naht (!)
doppelt gesteppt und die Nahtzugaben vorsichtiger zurückgeschnitten
habe.
Um ehrlich zu sein, gefällt mir die
Stoffwahl der ersten Mütze immer noch besser, aber am Ende bin ich
mit der zweiten Variante doch sehr zufrieden. Jetzt brauche ich nur
noch jemanden der die Mütze auch tragen kann.
Trotzt des holprigen Starts und der
erwähnten Schwierigkeiten mit dem Projektaufbau im Buch, freue ich
mich auf die nächsten Kopfbedeckungen.
Dieser Post ist verlinkt beim
Creadienstag.
Bis bald, Gruß
Sophie
Liebe Sophie,
AntwortenLöschenein ehrgeiziges Vorhaben hast du dir da auf die Fahne geschrieben. Aber durchaus interessant. Die Kindermütze hast du wunderschön genäht. Ich glaube, ich hätte mich irgendwohin gebissen, wenn bei mir die Naht ausgerissen wäre. Die zweite Mütze ist auch toll, besonders die Ziernähte am Mützenschirm. Der Teddy sieht mit beiden Mützen richtig cool aus.
Viele liebe Grüße
Ursula
Das ist ein tolles Buch. Ich habe eben mal bei Amazon nachgesehen, aber da sollte ich bezüglich der Versandgebühren auch noch was in den Warenkorb packen. ;-))
AntwortenLöschenIch mag Hüte und Mützen sehr gerne.
Das mit der eingerissenen Naht ist ärgerlich, aber die aus Jeans ist dafür um so schöner geworden.
Liebe Grüße von Heike
Hallo liebe Heike,
Löschenwie sich herausgestellt hat ist dieses Buch nicht nur ein echter Schnapper gewesen sonderen hat auch mächtig Suchtpotenzial. Zwar hab ich noch nicht mein angestrebtes Ziel von nachgenähten Modellen erreicht, aber die Wunschliste für Weihnachten ist dieses Jahr voll mit Büchern und Materialen zum Thema Kopfbedeckungen. :)
Vielen Danke für deine lieben Worte, lieben Gruß
Sophie