Ein Blogeintrag fast ohne Bilder, dafür
mit einer extra Portion Text.
Wie so oft in letzter Zeit fällt es
mir schwer mich an die Nähmaschine zu setzen. Trotz des
erfolgreichen SewAlongs bin ich nicht in anhaltende
Nähstimmung gekommen.
Am Wetter liegt es auch nicht, das ist
geradezu Ideal um die Fensterläden zu schließen und sich im
Nähzimmer zu verstecken. Aber es kostet mich im Augenblick
ungewöhnlich viel Überwindung die erste Naht in Angriff zu nehmen.
Und auch wenn diese Hürde genommen ist, schaffe ich es nicht
produktiv zu sein. Kleine Projekte dauern ewig und jeder Einsatz des
Nahtauftrenners drückt die Stimmung.
Daher suche ich immer nach anderen
Aufgaben, um wenigstens etwas produktiv zu sein. So hat mein Garten
in den letzten Tagen viel Aufmerksamkeit geschenkt bekommen und die
Strickstöcke sind noch mal zum Einsatz gekommen.
Als ich aber gestern wieder an der
Nähmaschine vorbei lief bekam ich ein so schlechtes Gewisse, dass
ich mir den Kopf zerbrach welche näh-verwandte Aufgabe ich
vielleicht noch erledigen könnte, um mich einerseits vor dem
tatsächlichen Nähen zu drücken und andererseits aber mein
schlechtes Gewissen zu beruhigen.
Nach ein bisschen Überlegen hab ich
die Stoffkiste heraus gekramt und mich mit meinen Problemstoffen
beschäftigt. Problemstoffe sind ganz unterschiedliche Stoffe,vor
deren Weiterverarbeitung ich aus dem einen oder anderen Grund
zurückschrecke oder die in ihrem aktuellen Zustand nicht verarbeitet
werden sollen.
Entschieden habe ich mich dann dazu,
einen unschönen Mischgewebestoff einzufärben. Das aufgedruckte
Muster hatte mir im Laden zwar zunächst gut gefallen, aber die
Hintergrundfarbe des Stoffes, ein angegraut wirkendes Weiß, mit
beigefarbenen Sprenkeln, war mir beim Kauf unter künstlicher
Beleuchtung gar nicht aufgefallen. Zuhause wurde der Stoff aus diesem
Grund erst einmal zu den Problemstoffen gelegt und dann lange Zeit
vergessen.
Nachdem ich beschlossen hatte den Stoff
in einem dunklen Marineblau zu färben, weil die Kunstfasern im Stoff
ja weniger oder gar keine Farbe aufnehmen und ich mir einen mittleren
Blauton zum dunkelblauen Musterdruck gut vorstellen konnte, sollte es
zügig weitergehen.
Beim Stoff auswiegen stellte ich dann
fest, ich könnte problemlos noch einen kleineren Stoffrest mit dazu
geben und so eine neue Batik-Technik ausprobieren.
Also ging es zunächst einmal darum den
passenden Stoffrest zu finden, weshalb ich wieder das Stofflager
aufsuchte und eine gute halbe Stunde damit vertrödelte nach einem
geeigneten Stoffrest zu suchen, nur um am Ende doch die weiße Ditte
von Ikea zu nehmen.
Dann musste ich noch entscheiden ob
Shibori-Methode und klassisches Batiken und die Materialien dafür
zusammentragen. Die Ditte musste noch mal gebügelt und dann gefaltet
werden. Erst bügelte ich einen Ziehharmonika-Streifen, den ich von
einer der schmalen Seiten aus treppenartig zu einer Dreiecksform
aufwickelte. Zusammengepresst hab ich den Stoff dann mit zwei
Hölzern, die parallel zur langen Dreiecksseite mit zwei Kabelbildern
verbunden wurden. So entsteht nachher, wenn alles gut geht, ein
Rautenmuster im Stoff.
Weil ich dem Färben in der
Waschmaschine nicht traue, hab ich wie sonst auch mit Farbbad im
Eimer gearbeitet. Handschuhe nicht vergessen und lieber alte Kleidung
anziehen, weil irgendwie doch immer etwas tropft oder spritzt.
Warmes Wasser zum Färben und jede
Menge kaltes Wasser zum ausspülen sind unabdingbar. Verwendet habe
ich übrigens Simplicol Farbpulver, aber zum Fixieren reicht in
meinen Augen ganz normales Tafelsalz, das nur einen Bruchteil von dem
Preis der für Fixiersalze verlangt wird kostet.
Eingeweicht hab ich beide Stoffe für
etwa 45 Minuten in klarem Wasser, damit später die Farbe gleichmäßig
in den schon nassen Stoff zieht und das Farbergebnis möglichst
homogen ist. Im Farbbad selbst hab ich das Ditte-Stoffpäckchen
mehrfach und den losen Mischgewebestoff häufig gewendet und
aufgezogen.
Weil ich nicht sicher war, ob und wie
gut die Kunstfaser die Farbe aufnimmt, habe ich den Stoff für circa
45 Minuten im Farbbad gelassen (manchmal blutet die Farbe beim
Auswaschen nahezu komplett wieder aus dem Gewebe) und ihn anschließen
unter fließendem kalten Wasser ausgespült. Als das Wasser wieder
klar aus dem Stoff lief, hab ich ihn in das Fixierbad gegeben, das
aus ein paar Litern Wasser und einem guten Pfund Tafelsalz bestand.
Die Stoffe dann wieder ordentlich einweichen und auswringen.
Schließlich noch den Stoffe zum
Trocknen aufhängen, möglichst in einer Lage, also nicht
übereinander gefaltet. Zwar kann man zu diesem Zeitpunkt schon gut
erkennen ob das Färben ein Erfolg gewesen ist, aber das tatsächliche
Farbergebnis sieht man erst, wenn der Stoff vollständig getrocknet
ist.
Um der Ungeduld entgegen zu wirken, tat
ich etwas Sinnvolles und machte mich daran das Arbeitsgerät,
hauptsächlich die Eimer und meine Handschuhe zu säubern. Ich
benutze dazu noch mehr Wasser, einen Lappen, den man später
entsorgen kann und Essig.
Hier die Resultate meiner mehr oder
weniger spontanen Färbe-Aktion:
Zufrieden bin ich auf jeden Fall mit
dem Testergebnis der Shibori-Faltmethode. Auch wenn ich für die
Ditte noch keinen Verwendungszweck in Sinn habe.
Und auch der Mischgewebestoff sieht
super aus, ein schön gleichmäßiger Farbverlauf und das gedruckte
dunkelblaue Muster kommt immer noch toll zur Geltung. Zwar im Ganzen
ein bisschen dunkler als ich mir vorgestellt hatte, aber die
komischen beigefarbenen Tupfen kann man nur noch erahnen. Also auch
hier ein Erfolg.
Aus dem Problemstoff wurde ein Kandidat
fürs nächste Nähprojekt.
Wenn ich die Stoffe zukünftig wäscht,
dann für ein paar Wäschen separat als Handwäsche und danach bei
maximal 40°C in der Maschine mit der normalen Buntwäsche. Angeblich
ist es besser wenn man selbst gefärbte Stoffe ohne Weichspüler
wäscht, dazu kann ich aber nichts sagen, da ich selten Weichspüler
verwende und meine gefärbten Stoffe in der Regel im Handwäschestapel
landen. Beim ersten Bügeln muss man auch ein Auge auf den Stoff
haben, weil in seltenen Fällen durch den heißen Bügeldampf noch
mal Farbe aus dem Gewebe herausgedrückt wird. Wer so etwas nicht als
Gelegenheit sehen will, einen neuen Bügelbrettbezug zu kaufen, der
kann natürlich Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Ein Bogen altes (nicht
druckfrisch) Zeitungspapier zwischen Stoff und Bügelbrett ist völlig
ausreichend.
Da kommt mir gleich eine Idee,
vielleicht mache ich ,nach ein paar Waschgängen, aus dem
Shibori-Tuch einfach einen neuen Bügelbrettbezug. Mal sehen, falls
ja melde ich mich mit einem Update und Bildern wieder.
Für jetzt hab ich erst einmal genug
getextet. Bis bald
Gruß
Sophie
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