Der Nachrichtenmarathon
Aufgabenstellung: Lern
etwas Neues über die aktuellen Ereignisse in der Welt
Hintergrund:
In meinem Haus gibt es keine Tageszeitung, bei mir werden
Informationen zu aktuellen Ereignissen per Radio, 20 Uhr Tagesschau oder via
Internet in Erfahrung gebracht. Da es sich bei den beiden erstgenannten Quellen
um Kurzformate handelt und das Internet von mir nur selektiv genutzt wird,
bleiben Detailinformationen oft außen vor. Nur wenn ich mich persönlich für ein
Thema begeistern kann oder direkt betroffen bin, bemühe ich mich um alle Fakten
zur Sache. In der vergangenen Woche habe ich mich täglich darum bemüht
möglichst viele Information zu sammeln, um ein vollständiges Bild der
Ereignisse zu erlangen und um daraus etwas zu lernen.
Durchführung:
Jeden Tag habe ich online durch unterschiedliche
Nachrichtenquellen die aktuelle Berichterstattung zu Ereignissen aus den
Bereichen Politik, Wirtschaft, Kultur/ Panorama, Sport und Regionalnachrichten
verfolgt. Das war 1. eine zeitintensive und 2. erstaunlicherweise eine sehr
emotionale Erfahrung.
Da ich unmöglich auf alle Ereignisse eingehen kann und
dieser Blogpost nicht zur Doktorarbeit anwachsen soll, beschränke ich mich im
Folgenden auf wenige und wage Beispiele.
Zu den unterschiedlichen Quellen der Informationsbeschaffung
kann ich festhalten:
Um einen Überblick zu bekommen ist der Konsum von
Nachrichtformaten wie die beispielsweise die Tagesschau ausreichend. Darüber
hinaus gibt es ganz nach Bedarf und Neigung unterschiedliche Formate die einem
mehr oder weniger detailliert Informationen liefern. Während das Radio in
meinen Augen zwei unterschiedlichen Bedürfnissen in getrennten Sektionen
nachkommt, der Information im halbstündlichen Takt (überwiegend
Schlagzeilenartig, mit regionalem und alltäglichem Fokus) und der Unterhaltung
via Musik und Moderation, bieten das Medium Internet eine Vielzahl von Informationsquellen
mit ebenso vielen Intentionen, definiert durch das anzusprechende Zielpublikum.
Ganz bewusst hab ich versucht auf „seriöse“ Quellen zurück
zu greifen, also Publikationen auszuschließen bei denen objektive
Berichterstattung nicht wenigstens intendiert ist. Dabei bin ich mir schon im
Klaren darüber, dass absolute Objektivität im Zusammenhang mit moderner
Berichterstattung und der Funktion der Medien in unserer Gesellschaft nicht
möglich ist.
Was bedeutet das jetzt konkret? Facebook oder persönliche
Blogs, Tweets, usw. habe ich links liegen lassen und mich auf die großen
Nachrichteninformationsdienste konzentriert.
Zur Präsentation der Nachrichten ist mir folgendes
Aufgefallen:
Vom Medium abhängig sind die Umfänglichkeit und der Einsatz
von sprachlichen und audio-visuellen Elementen. Soll heißen; beim Radio hab ich
kurze einfach strukturierte Sätze um eine auditive Verarbeitung der Information
zu gewährleisten. Als typische Elemente zur Gestaltung der Nachrichten sind mir
Interviewausschnitte und Bezugnahme auf externe Quellen mit entsprechendem
Verweis aufgefallen. Bei den Internetberichten gibt es neben einer potenziell umfänglicheren
Darstellung der Information via Text und Querverweisen (Links zu anderen
Quellen oder älteren Texten) zusätzlich die Möglichkeit Bilder und
audio-visuelle Komponenten als Informationsträger einzusetzen. Zudem bietet
diese Form der Informationsverbreitung oftmals auch die Möglichkeit zur
Interaktiven Teilnahme, beispielsweise mittels Kommentarfunktion.
Zu den Nachrichten: Um den Rahmen nicht zu sprengen
beschränke ich mich auf drei sehr unterschiedliche Themen, die alle ihr eigenes
Mienenfeld mitbringen. Bevor ich also loslege, schnell noch vorab – ich bin
kein Politblogger, ich bin kein Stimmungs- oder Meinungsmacher und ich bin auch
nicht so vermessen zu glauben ich sei immer im Recht, aber ich habe ein Recht
auf meine Meinung und das Recht diese zu äußern. Wer sich aus welchen Gründen
auch immer bewogen fühlt zu kommentieren ist herzlich dazu eingeladen.
Thema: Handball EM in Polen
Klingt erst mal ziemlich harmlos und nach fairem
internationalem, sportlichem Wettkampf. Und auch auf dem zweiten Blick gibt es
nur die nackten Ergebnisse und die ein oder andere statistische Erhebung, die
herangezogen wird um beispielsweise den Spielverlauf einer Begegnung zu
kommentieren oder Prognosen zu erstellen. Sobald man aber über die im Regelwerk
vereinbarten Richtlinien hinausblickt, geht es nicht mehr nur um sportliche Leistungen,
sondern um Themen wie Sponsorengelder, Kritik am Veranstalter und Dachverband
und die Frage wie politisch und / oder persönlich darf Breitensport sein.
Sport ist plötzlich nicht mehr isoliert von anderen
Ereignissen zu verstehen, er wird je nach Intention der Medien im Kontext zu
anderen aktuellen Ereignissen interpretiert und analysiert.
Was hat Handball mit Homosexuellendiskriminierung in Polen
zu tun? Augenscheinlich eine ganze Menge, wie ich nun erfahren habe. Worum es
genau geht kann jeder für sich und mittels seiner bevorzugten
Informationsquellen in Erfahrung bringen. Welche Schlüsse ich aus der aktuellen
Diskussion für mich gezogen habe und welche Erkenntnisse sich bestätigt haben,
kann man nachfolgend lesen.
Ein Symbol ist immer nur so stark wie die Bedeutungskraft,
die man dem Symbol zugesteht und ein Symbol kann unterschiedlich interpretiert
werden und ist in seiner Bedeutung historisch teilweise extrem veränderlich.
Außerdem dienen Symbole als Mittel der verkürzten Kommunikation, um
individuelle oder gesellschaftliche Werte, Überzeugungen oder Meinungen zu
kommunizieren. Manchmal ist eine Maus als Elefant getarnt und manchmal versucht
sich der Elefant als Maus, immer ist der individuelle Blickwinkel maßgeblich
für die Bedeutung die man einer Sache beimisst. Und immer ist dabei auch von
entscheidender Bedeutung wie sehr der individuelle Standpunkt von der
gesellschaftlichen Norm kontrastiert oder mit ihr konform ist. (Ich gebe zu,
das ist eine ziemlich abstrakte Erkenntnisformulierung, aber ich will es ja
knapp halten.)
Thema: Neuauflage von „Mein Kampf“ von Adolf Hitler
Klingt schon etwas brisanter und potenziell konfliktreich. Brisant
ist es meiner Ansicht nach eigentlich nicht, da es sich um ein Buch handelt,
dass sich (meines Kenntnisstands nach) ziemlich einfach über jede öffentlich
Bibliothek einsehen lässt und dass im Antiquariat immer noch frei erhältlich
ist. Womit sich auch gleich die Frage nach der moralischen Bedenklichkeit, was
den Verkauf und die öffentliche Zugänglichkeit oder Zensur einer solchen
Publikation anbelangt, erledigt. Was ich bislang nicht wusste, dass es sich um
eine kommentierte Neuauflage handelt. Die Frage, die sich im meinen Augen als
interessant herauskristallisiert hat ist: Welchen Mehrwert hat eine
kommentierte Ausgabe gegenüber den Originalauflagen, besonders im Zusammenhang
einer wissenschaftlichen Nutzung (von historische Forschung bis
Geschichtsunterricht)? Weitere Erkenntnisse meinerseits? Ich könnte jetzt
wieder von Mäusen und Elefanten anfangen und die Bedeutung von Symbolen
sprechen, aber ich hab keine Zeit mehr mich zu wiederholen, schließlich wartet
noch das „heißeste“ Thema auf mich.
Thema: Flüchtlingskrise
Oh man, egal wohin man schaut und hört immer heißt es
Flüchtlingskrise. Um die sarkastischen und resignierten Worte einer Freundin zu
bemühen „Fast wünscht man sich die Griechenlandkrise zurück.“
Aber mal im Ernst, was uns so frustriert ist unsere relativen
Machtlosigkeit die Situation schnell, effizient und mit möglichst geringem
Aufwand zu aller Zufriedenheit zu lösen. (Für alle die es noch nicht gemerkt
haben, im Grunde meines Herzens bin ich Optimist und Perfektionist.)
Was die Sache so schwierig und anstrengend macht? Sie ist
persönlich, wir sind direkt betroffen, konfrontiert mit einem Blumenstrauß an
Problemen, auf die wir in keiner Weise vorbereitet sind. Wir stehen scheinbar
plötzlich Problemen gegenüber, die wir jahrelang weit weg wähnten. Und diese
Probleme drücken sich nicht aus als abstrakte DAX-Schwankungen oder
wirtschaftliche Handelsembargos oder Kriegsberichterstattung vom andern Ende
der Welt, die Probleme kommen als schwergewichtiges Gepäck auf dem Rücken eines
Volkes ganzer Völker. Auf eine überwältigende Art und Weise sehen wir zum
ersten Mal in unserem Zeitalter was das Wort Völkerwanderung, das man aus dem
Geschichtsunterricht kennt, tatsächlich bedeutet. Wir sind konfrontiert mit anderen Menschen.
Weitere Erkenntnisse? Es ist ein bisschen wie ein Blick in einen
Spiegel, wir erkennen uns selbst in diesen Menschen und doch sind wir nicht
unser Spiegelbild, die Unterschiede zwischen uns und dem was uns gegenüber
steht nicht zu übersehen. Ich hoffe das birgt mehr Chancen als Konflikte für
alle Seiten, ich weiß es wird nicht alles gut gehen und ich bin sicher es
werden nicht alle zufrieden sein.
Nichts hat Bestand und die relative Sicherheit in der wir
uns bewegen ist zerbrechlicher als eine Seifenblase. Geschichte wiederholt sich
allzu oft und trotzdem bleibt die Hoffnung, dass wir aus unseren alten Fehlern
lernen.
Fazit:
Geschafft, ich hab einiges gelernt und viel Gelerntes
anwenden können. Richtig erstaunt war ich darüber, wie viel theoretisches
Wissen aus dem Medienseminaren zu modernen Medien hängen geblieben ist, da
hätte noch viel länger und ausführlicher drüber sinnieren können.
Wenn man sich so geballt mit den Problemen und Problemchen
der Welt auseinandersetzt, kann man ganz schön deprimiert werden. Nach einer
besonders intensiven Lektüre zum Flüchtlingsthema (2 bis 2 ½ Stunden), nach all
den negativ Stimmen, den Horror-Prognosen, den Versagensberichten der Ersthilfe
und den Konfliktausbrüchen, war ich emotional ausgelaugt und demoralisiert. Es
bedurfte eines Aufbautelefonats mit meiner lieben Freundin und drei Tassen Kaffee
um mich mit der Menschheit zu versöhnen und neue Hoffnung keimen zu lassen.
Ich glaube nicht, dass ich mich in Zukunft noch einmal so
konzentriert und nur so zum privaten Vergnügen, mit so vielen Themen medial
beschäftige. Aber es war eine gute Idee noch mal richtige Recherche zu
betreiben und den Kern einer Sache zu verfolgen um sich ein umfängliches Bild
und damit eine bessere, fundierter Meinung bilden zu können.
So es reicht, keine Worte mehr … der Rest ist Schweigen.