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Samstag, 23. Januar 2016

Lot: to Do #03



Der Nachrichtenmarathon
Aufgabenstellung:      Lern etwas Neues über die aktuellen Ereignisse in der Welt

Hintergrund:
In meinem Haus gibt es keine Tageszeitung, bei mir werden Informationen zu aktuellen Ereignissen per Radio, 20 Uhr Tagesschau oder via Internet in Erfahrung gebracht. Da es sich bei den beiden erstgenannten Quellen um Kurzformate handelt und das Internet von mir nur selektiv genutzt wird, bleiben Detailinformationen oft außen vor. Nur wenn ich mich persönlich für ein Thema begeistern kann oder direkt betroffen bin, bemühe ich mich um alle Fakten zur Sache. In der vergangenen Woche habe ich mich täglich darum bemüht möglichst viele Information zu sammeln, um ein vollständiges Bild der Ereignisse zu erlangen und um daraus etwas zu lernen.

Durchführung:
Jeden Tag habe ich online durch unterschiedliche Nachrichtenquellen die aktuelle Berichterstattung zu Ereignissen aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Kultur/ Panorama, Sport und Regionalnachrichten verfolgt. Das war 1. eine zeitintensive und 2. erstaunlicherweise eine sehr emotionale Erfahrung.
Da ich unmöglich auf alle Ereignisse eingehen kann und dieser Blogpost nicht zur Doktorarbeit anwachsen soll, beschränke ich mich im Folgenden auf wenige und wage Beispiele.

Zu den unterschiedlichen Quellen der Informationsbeschaffung kann ich festhalten:
Um einen Überblick zu bekommen ist der Konsum von Nachrichtformaten wie die beispielsweise die Tagesschau ausreichend. Darüber hinaus gibt es ganz nach Bedarf und Neigung unterschiedliche Formate die einem mehr oder weniger detailliert Informationen liefern. Während das Radio in meinen Augen zwei unterschiedlichen Bedürfnissen in getrennten Sektionen nachkommt, der Information im halbstündlichen Takt (überwiegend Schlagzeilenartig, mit regionalem und alltäglichem Fokus) und der Unterhaltung via Musik und Moderation, bieten das Medium Internet eine Vielzahl von Informationsquellen mit ebenso vielen Intentionen, definiert durch das anzusprechende Zielpublikum.

Ganz bewusst hab ich versucht auf „seriöse“ Quellen zurück zu greifen, also Publikationen auszuschließen bei denen objektive Berichterstattung nicht wenigstens intendiert ist. Dabei bin ich mir schon im Klaren darüber, dass absolute Objektivität im Zusammenhang mit moderner Berichterstattung und der Funktion der Medien in unserer Gesellschaft nicht möglich ist.
Was bedeutet das jetzt konkret? Facebook oder persönliche Blogs, Tweets, usw. habe ich links liegen lassen und mich auf die großen Nachrichteninformationsdienste konzentriert.

Zur Präsentation der Nachrichten ist mir folgendes Aufgefallen:
Vom Medium abhängig sind die Umfänglichkeit und der Einsatz von sprachlichen und audio-visuellen Elementen. Soll heißen; beim Radio hab ich kurze einfach strukturierte Sätze um eine auditive Verarbeitung der Information zu gewährleisten. Als typische Elemente zur Gestaltung der Nachrichten sind mir Interviewausschnitte und Bezugnahme auf externe Quellen mit entsprechendem Verweis aufgefallen. Bei den Internetberichten gibt es neben einer potenziell umfänglicheren Darstellung der Information via Text und Querverweisen (Links zu anderen Quellen oder älteren Texten) zusätzlich die Möglichkeit Bilder und audio-visuelle Komponenten als Informationsträger einzusetzen. Zudem bietet diese Form der Informationsverbreitung oftmals auch die Möglichkeit zur Interaktiven Teilnahme, beispielsweise mittels Kommentarfunktion.

Zu den Nachrichten: Um den Rahmen nicht zu sprengen beschränke ich mich auf drei sehr unterschiedliche Themen, die alle ihr eigenes Mienenfeld mitbringen. Bevor ich also loslege, schnell noch vorab – ich bin kein Politblogger, ich bin kein Stimmungs- oder Meinungsmacher und ich bin auch nicht so vermessen zu glauben ich sei immer im Recht, aber ich habe ein Recht auf meine Meinung und das Recht diese zu äußern. Wer sich aus welchen Gründen auch immer bewogen fühlt zu kommentieren ist herzlich dazu eingeladen.

Thema: Handball EM in Polen
Klingt erst mal ziemlich harmlos und nach fairem internationalem, sportlichem Wettkampf. Und auch auf dem zweiten Blick gibt es nur die nackten Ergebnisse und die ein oder andere statistische Erhebung, die herangezogen wird um beispielsweise den Spielverlauf einer Begegnung zu kommentieren oder Prognosen zu erstellen. Sobald man aber über die im Regelwerk vereinbarten Richtlinien hinausblickt, geht es nicht mehr nur um sportliche Leistungen, sondern um Themen wie Sponsorengelder, Kritik am Veranstalter und Dachverband und die Frage wie politisch und / oder persönlich darf Breitensport sein.
Sport ist plötzlich nicht mehr isoliert von anderen Ereignissen zu verstehen, er wird je nach Intention der Medien im Kontext zu anderen aktuellen Ereignissen interpretiert und analysiert.
Was hat Handball mit Homosexuellendiskriminierung in Polen zu tun? Augenscheinlich eine ganze Menge, wie ich nun erfahren habe. Worum es genau geht kann jeder für sich und mittels seiner bevorzugten Informationsquellen in Erfahrung bringen. Welche Schlüsse ich aus der aktuellen Diskussion für mich gezogen habe und welche Erkenntnisse sich bestätigt haben, kann man nachfolgend lesen.
Ein Symbol ist immer nur so stark wie die Bedeutungskraft, die man dem Symbol zugesteht und ein Symbol kann unterschiedlich interpretiert werden und ist in seiner Bedeutung historisch teilweise extrem veränderlich. Außerdem dienen Symbole als Mittel der verkürzten Kommunikation, um individuelle oder gesellschaftliche Werte, Überzeugungen oder Meinungen zu kommunizieren. Manchmal ist eine Maus als Elefant getarnt und manchmal versucht sich der Elefant als Maus, immer ist der individuelle Blickwinkel maßgeblich für die Bedeutung die man einer Sache beimisst. Und immer ist dabei auch von entscheidender Bedeutung wie sehr der individuelle Standpunkt von der gesellschaftlichen Norm kontrastiert oder mit ihr konform ist. (Ich gebe zu, das ist eine ziemlich abstrakte Erkenntnisformulierung, aber ich will es ja knapp halten.)

Thema: Neuauflage von „Mein Kampf“ von Adolf Hitler
Klingt schon etwas brisanter und potenziell konfliktreich. Brisant ist es meiner Ansicht nach eigentlich nicht, da es sich um ein Buch handelt, dass sich (meines Kenntnisstands nach) ziemlich einfach über jede öffentlich Bibliothek einsehen lässt und dass im Antiquariat immer noch frei erhältlich ist. Womit sich auch gleich die Frage nach der moralischen Bedenklichkeit, was den Verkauf und die öffentliche Zugänglichkeit oder Zensur einer solchen Publikation anbelangt, erledigt. Was ich bislang nicht wusste, dass es sich um eine kommentierte Neuauflage handelt. Die Frage, die sich im meinen Augen als interessant herauskristallisiert hat ist: Welchen Mehrwert hat eine kommentierte Ausgabe gegenüber den Originalauflagen, besonders im Zusammenhang einer wissenschaftlichen Nutzung (von historische Forschung bis Geschichtsunterricht)? Weitere Erkenntnisse meinerseits? Ich könnte jetzt wieder von Mäusen und Elefanten anfangen und die Bedeutung von Symbolen sprechen, aber ich hab keine Zeit mehr mich zu wiederholen, schließlich wartet noch das „heißeste“ Thema auf mich.

Thema: Flüchtlingskrise
Oh man, egal wohin man schaut und hört immer heißt es Flüchtlingskrise. Um die sarkastischen und resignierten Worte einer Freundin zu bemühen „Fast wünscht man sich die Griechenlandkrise zurück.“
Aber mal im Ernst, was uns so frustriert ist unsere relativen Machtlosigkeit die Situation schnell, effizient und mit möglichst geringem Aufwand zu aller Zufriedenheit zu lösen. (Für alle die es noch nicht gemerkt haben, im Grunde meines Herzens bin ich Optimist und Perfektionist.)
Was die Sache so schwierig und anstrengend macht? Sie ist persönlich, wir sind direkt betroffen, konfrontiert mit einem Blumenstrauß an Problemen, auf die wir in keiner Weise vorbereitet sind. Wir stehen scheinbar plötzlich Problemen gegenüber, die wir jahrelang weit weg wähnten. Und diese Probleme drücken sich nicht aus als abstrakte DAX-Schwankungen oder wirtschaftliche Handelsembargos oder Kriegsberichterstattung vom andern Ende der Welt, die Probleme kommen als schwergewichtiges Gepäck auf dem Rücken eines Volkes ganzer Völker. Auf eine überwältigende Art und Weise sehen wir zum ersten Mal in unserem Zeitalter was das Wort Völkerwanderung, das man aus dem Geschichtsunterricht kennt, tatsächlich bedeutet. Wir sind konfrontiert mit anderen Menschen.
Weitere Erkenntnisse? Es ist ein bisschen wie ein Blick in einen Spiegel, wir erkennen uns selbst in diesen Menschen und doch sind wir nicht unser Spiegelbild, die Unterschiede zwischen uns und dem was uns gegenüber steht nicht zu übersehen. Ich hoffe das birgt mehr Chancen als Konflikte für alle Seiten, ich weiß es wird nicht alles gut gehen und ich bin sicher es werden nicht alle zufrieden sein.
Nichts hat Bestand und die relative Sicherheit in der wir uns bewegen ist zerbrechlicher als eine Seifenblase. Geschichte wiederholt sich allzu oft und trotzdem bleibt die Hoffnung, dass wir aus unseren alten Fehlern lernen.


Fazit:
Geschafft, ich hab einiges gelernt und viel Gelerntes anwenden können. Richtig erstaunt war ich darüber, wie viel theoretisches Wissen aus dem Medienseminaren zu modernen Medien hängen geblieben ist, da hätte noch viel länger und ausführlicher drüber sinnieren können.
Wenn man sich so geballt mit den Problemen und Problemchen der Welt auseinandersetzt, kann man ganz schön deprimiert werden. Nach einer besonders intensiven Lektüre zum Flüchtlingsthema (2 bis 2 ½ Stunden), nach all den negativ Stimmen, den Horror-Prognosen, den Versagensberichten der Ersthilfe und den Konfliktausbrüchen, war ich emotional ausgelaugt und demoralisiert. Es bedurfte eines Aufbautelefonats mit meiner lieben Freundin und drei Tassen Kaffee um mich mit der Menschheit zu versöhnen und neue Hoffnung keimen zu lassen.
Ich glaube nicht, dass ich mich in Zukunft noch einmal so konzentriert und nur so zum privaten Vergnügen, mit so vielen Themen medial beschäftige. Aber es war eine gute Idee noch mal richtige Recherche zu betreiben und den Kern einer Sache zu verfolgen um sich ein umfängliches Bild und damit eine bessere, fundierter Meinung bilden zu können.

So es reicht, keine Worte mehr … der Rest ist Schweigen.

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